„Christliche Zionisten. Messianische Juden“ - Bericht von der KLAK-
  Delegiertenversammlung 2010
  Vom 22. bis 26.1. fand in Berlin die KLAK-Jahrestagung 2010 statt. Dreißig 
  Delegierte aus fast allen Landeskirchen waren angereist, um sich 
  theologisch fortzubilden, sich über neue Entwicklungen im christlich-
  jüdischen Gespräch auszutauschen und Kontakte zu Einrichtungen in Berlin 
  zu pflegen. Theologische Schwerpunktthemen waren „Christiche Zionisten“ 
  und „Messianische Juden“. Die KLAK-Delegierten hatten die Gelegenheit, 
  an einem Gespräch mit dem Generalsekretär des Zentralrats der Juden in 
  Deutschland, Stefan Kramer, im Leo-Baeck-Haus teilzunehmen. In diesem 
  Gespräch ging es um aktuelle Themen der jüdischen Gemeinschaft in 
  Deutschland und unserer Gesellschaft wie die Chabad-Lubawitsch-
  Bewegung, jüdisch-christliche Beziehungen, Antisemitismus, Islamophobie. 
  Ausführlich dokumentiert werden im Folgenden die Hauptvorträge unserer 
  Tagung.
  Christlicher Zionismus – eine Selbstdarstellung
  Eine Selbstdarstellung des „christlichen Zionismus“ gab Dr. Jürgen Bühler 
  von der „Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalem“ (ICEJ). Diese 
  Einrichtung evangelikaler und charismatischer Christen wurde als Symbol 
  politischer Unterstützung für Israel 1980 gegründet, als nach der 
  israelischen Annexion Ostjerusalems vierzehn Staaten ihre Botschaften aus 
  Jerusalem wegverlegten. Bühler betonte, dass es christlichen Zionismus 
  seit über vierhundert Jahren gebe, seine Wurzeln lägen im englischen 
  Puritanismus und im deutschen Pietismus. Bibelstudium in den Ursprachen 
  habe unter Christen die Freundlichkeit gegenüber Juden und den Glauben 
  befördert, die biblischen Verheißungen gälten aktuell dem jüdischen Volk 
  und zielten auf einen Staat. Die Staatsgründung Israels und besonders die 
  Eroberung Ostjerusalems im Sechstagekrieg 1967 hätten den 
  Dispensationalismus befördert, die die Lehre von den Phasen der 
  Austeilung der Gnade Gottes. Der Referent distanzierte sich von dieser in 
  den USA verbreiteten Art von Endzeitszenarien und kritisierte eine nur 
  durch sie begründete Israelsolidarität. Grundlage der Israelhilfe der ICEJ 
  sei eine Theologie der Bündnisse Gottes mit Abraham und Israel vor allem 
  in der Tora, die im Neuen Testament bestätigt würden und das Land für das 
  Volk Israel zum Inhalt hätten. Die ICEJ agiere in Bezug auf die Landfrage 
  jedoch zurückhaltend, beitreibe auch keine aktive Judenmission. Vielmehr 
  gehe es der ICEJ um Lobbyarbeit für Israel. Gott werde es zu einer für alle 
  gerechten Lösung der Landfrage kommen lassen. Heute verfügt die ICEJ 
  über Büros in sechzig Ländern mit 120 Mitarbeitern. Jährlich am 
  Laubhüttenfest nehmen am Jerusalemmarsch auch 5.-7.000 christliche 
  Anhänger des ICEJ teil. Die Hauptunterstützung komme aus Europa, doch 
  die Bedeutung der chinesischen Christen nehme zu. Die Hilfe komme 
  Schoa-Überlebenden, Neueinwanderern und sozialen Projekten von 
  Christen, Juden, Muslimen und Drusen zugute. Seit drei Jahren gebe es 
  speziell für evangelikale Leser eine Jerusalem Post Christian Edition, 
  ebenso lange gebe es das Christian Desk von Yad Vashem, das durch die 
  ICEJ besetzt werde. Zur Lobbyarbeit der ICEJ in Europa gehöre die 
  Kontrolle von Steuersubventionen für die Palästinensische 
  Autonomiebehörde, von denen in den vergangenen fünfzehn Jahren drei 
  bis vier Milliarden Dollar total versickert seien. Das Budget der ICEJ beträgt 
  nach Angaben ihres Internationalen Direktors jährlich fünf bis sechs 
  Millionen Dollar, davon geht etwa die Hälfte an soziale Projekte.
  Christlicher Zionismus – eine kritische Darstellung
  Martin Kloke, Redakteur eines Berliner Schulbuchverlages, wandte sich 
  dem „christlichen Zionismus“ kritisch zu. Diese globale Bewegung, 
  wichtiger Partner Israels, zeige eine unausgegorene Israelsolidarität. Vor 
  allem im Internet führe sie einen fundamentalistischen Kulturkampf gegen 
  den historisch-kritisch orientierten Protestantismus. Israel sei für sie ein 
  libidinös besetzter Fixpunkt, eine Obsession. Die Staatsgründung und der 
  Sechstagekrieg würden endzeitlich gedeutet, ein Weltkrieg werde erwartet 
  mit der finalen Schlacht bei Harmageddon. In dieser Weltanschauung sei 
  kein Platz für die Rechte und Bestrebungen der Palästinenser. Israelische 
  Siedlungen auf der Westbank würden als konkreter Vollzug göttlicher 
  Heilsgeschichte angesehen. Die christlichen Zionisten kombinierten ihre 
  Aktivitäten mit dem Glauben an einen göttlichen Erweckungsplan, dem 
  zufolge ganz Israel zur Erkenntnis des Messias Jesus komme. Die 
  Bewegung sei vielgestaltig, teils zerstritten, und habe ihre vitalste 
  Ausprägung unter charismatisch-pfingstlerischen Christen. Kloke nannte 
  als Beispiele von christlich-zionistischen Werken die Darmstädter 
  Marienschwestern, das Unternehmen Ludwig Schneider, die „Christen für 
  Israel“ innerhalb der Evangelischen Allianz und die ICEJ, deren Direktor 
  Malcolm Heding es für einen Angriff auf Gott halte, Ostjerusalem jüdischer 
  Kontrolle zu entreißen. Kloke fragte, wie stabil die Israelliebe dieser Leute 
  sei, die sich bei manchen zu einem regelrechten Israelkult auswachse. Mit 
  Geld versuchten sie Einfluss zu nehmen auf die Politik Israels gegenüber 
  seinen Feinden und beschwörten ein Groß-Israel. Der Friedensprozess 
  bedrohe ihre religiöse Identität. Daher bezeichnet Kloke den christlichen 
  Zionismus als eine christlich-fundamentalistische Variante des islamischen 
  Jihad. Abschließend würdigte der Referent die realitätsnahe Position des 
  Internationalen Direktors der ICEJ, Dr. J. Bühler, der eine vorsichtige 
  Öffnung der ICEJ zur arabischen Seite vertrete. Zwar seien die christlichen 
  Zionisten in Deutschland gesellschaftlich unbedeutend, aber ihre religiös-
  politische Dynamik könne in einer zugespitzen Lage gefährlich werden. 
  Daher sei die Auseinandersetzung mit ihnen notwendig.
  „Selbstverständnis messianischer Juden in Deutschland“
  Dr. Stefanie Pfister aus Sendenhorst verfasste die 2008 erschienene erste 
  umfassende soziologische Untersuchung messianisch-jüdischer Gemeinden 
  in Deutschland. Seit 1995, so berichtete sie der KLAK, seien 20 Gemeinden 
  und 19 Gruppen mit zusammen rund 1.000 regelmäßigen Mitgliedern 
  entstanden. Es handle sich nicht, wie manche Gruppen behaupten, um die 
  Fortsetzung der seit dem 5. Jahrhundert nicht mehr nachweisbaren antiken 
  „Judenchristen“, sondern um eine neu entwickelte religiöse Bewegung. Die 
  von Puritanern und Pietisten initiierte Judenmission habe die von ihnen 
  bekehrten „hebräischen Christen“ in die heidenchristlich geprägten Kirchen 
  integriert. Um 1925 seien fast 150.000 hebräische Christen aus 18 Ländern 
  in zwölf Allianzen organisiert gewesen. Viele von ihnen fielen der Schoa 
  zum Opfer. Die „messianisch-jüdische“ Bewegung habe 1975 in den USA 
  begonnen. Dort gebe es heute schätzungsweise 300 bis 400 Gemeinden 
  mit 40.-100.000 Mitgliedern. In Israel gebe es nach Schätzungen zwischen 
  69 und 100 Gemeinden mit 2.300 bis 10.000 Mitgliedern, realistisch sei 
  eine Zahl von 5.-7.000. Weltweit gebe es geschätzte 165 bis 400 
  Gemeinden mit zwischen 50.000 und 332.000 Mitgliedern. Die 
  Schätzungen differieren u.a., weil ca. 60 % der Mitglieder Nichtjuden 
  seien. Insgesamt werde das Phänomen „messianische Juden“ zahlenmäßig 
  überschätzt, auch von den Vertretern der Bewegung selbst. Sie sind in 
  rund 100 Verbänden organisiert. In Deutschland entstand die messianisch-
  jüdische Bewegung durch die Zuwanderung von Juden aus Osteuropa als 
  Kontingentflüchtlinge ab 1990. Insgesamt kamen 225.000 Menschen, von 
  denen rund 100.000 in jüdische Gemeinden aufgenommen wurden. Der 
  religiöse Status der „messianischen Juden“ – sie wollten zugleich Juden 
  und Christusgläubige sein – sei in der Sicht der großen Kirchen weithin 
  ungeklärt. Sie bestritten das Heil für ganz Israel, es sei denn, Juden 
  bekehrten sich zum Glauben an Jesus Christus. Messianische Juden seien 
  in der Regel Verfechter der Judenmission. Dies führe zu Kontroversen mit 
  Vertretern des christlich-jüdischen Dialogs. Die Referenten zählte eine 
  Reihe von Werken auf, die messianische Juden unterstützen bzw. von ihnen 
  selbst begründet wurden. Vielen von ihnen sind in der Deutschen 
  Evangelischen Allianz und im Lausanner Komitee organisiert. Die 
  Bewegung sei sehr heterogen, da viele der Gemeinden unabhängig 
  entstanden seien. Alle strebten nach einem Rechtsstatus, möglichst dem 
  einer Körperschaft des öffentlichen Rechts, müssten sich jedoch mit dem 
  eines „e. V.“ begnügen. In Deutschland seien von 1.000 Besuchern der 
  Gottesdienste in den 39 Gemeinden etwa 600 messianische Juden, zumeist 
  aus Russland. Ein Drittel der Teilnehmer seien in Deutschland geborene 
  Nichtjuden. Die Gemeinden, die meist hebräische Namen trügen, 
  verwendeten jüdische Symbole und eine zumeist verkürzte jüdische 
  Liturgie, ihre Sprache sei hauptsächlich russisch. Sie feierten jüdische 
  Feste in messianischer Interpretation, besonders den Sederabend in 
  Verbindung mit dem Abendmahl. So entstünden eigene Rituale, Symbole 
  und Formulierungen. Formal hätten sie Vieles mit den Evangelikalen 
  gemeinsam: persönliches Zeugnis (von Bekehrungserlebnissen), einfache 
  Predigt, Lobpreislieder, intensive persönliche Kontakte, aktive Beteiligung 
  Vieler im Gottesdienst. Christliche Glaubensinhalte überwögen. Die 
  Gruppen haben in der Regel eine evangelikale Theologie, glauben an die 
  Verbalinspiration der Bibel und verbänden Jude sein mit Kirche und 
  Zionismus. Die Konversion, die bei den meisten erst in Deutschland erfolgt 
  sei, habe einen hohen Stellenwert (häufiges Schema: passives Erlebnis – 
  aktive Reaktion – weiteres passives Erlebnis – Lebensübergabe mit 
  anhaltender Wirkung). Alle Konvertierten seien trinitarisch getauft ohne 
  ihre jüdische Identität aufzugeben. Die Beschneidung von Knaben werde 
  auf Wunsch der Eltern praktiziert, aber nicht als heilsnotwendig angesehen. 
  Für 85 % sei die jüdische Identität nach der Konversion zum Glauben an 
  Christus wichtiger als zuvor. Einer Umfrage zufolge bezeichnen sich (bei 
  211 Antworten) knapp 11 % als „Christ“, weitere 11 % als „hebräischer 
  Christ“, über 42 % als „messianischer Jude“ und 24 % als „jesusgläubiger 
  Jude“, niemand als „Judenchrist“. Nach Einschätzung von Dr. Pfister sind 
  viele Gruppen mit ihren Mitgliedern noch auf Identitätssuche. Seit der 
  Begrenzung der Zuwanderung 2005 kämen wenige Neue aus Russland 
  hinzu. Die Gruppen wüchsen durch Evangelisation unter den 
  Zugewanderten. Seit 2001 stießen zur Bewegung mehr Nichtjuden als 
  Juden hinzu und ließen sich nach der Bekehrung als Erwachsene taufen. 
  Die maximale Zahl könne bei ca. 3.000 erreicht werden. Die Referentin 
  empfiehlt, diese neureligiöse Bewegung anzuerkennen. Sie sei soziologisch 
  relevant und eigenständig und verfüge über „Schnittmengen“ zum 
  Judentum und zum evangelikal-christlichen System. Sie sei dynamisch und 
  international vernetzt, vor allem mit den USA und Israel. In Berlin (Werk 
  Beit Sar Schalom) gebe es neuerdings eine Ausbildungsstätte für 
  messianische Gemeindeleiter. Wichtig sei es, diese Bewegung differenziert 
  wahrzunehmen, zu studieren, und dann auch Stellung zu nehmen.
  Besuch beim messianisch-jüdischen Werk Beit Sar Shalom (Haus des 
  Friedefürsten) und der Gemeinde Beit Schomer Jisrael (Haus des Hüters 
  Israels) in Berlin-Lichterfelde
  Zum Programm der KLAK-Jahrestagung gehörte ein Besuch einer 
  messianisch-jüdischen Gemeinde in Berlin, Beit Schomer Jisrael, und ein 
  ausführliches Gespräch mit dem Gemeindeleiter Wladimir Pikman. Pikman 
  stammt aus einer ukrainischen liberalen jüdischen Familie und kam in 
  Israel vom Atheismus zum Glauben an Gott. Durch einen russischen 
  Freund, mit dem er ein Jahr lang Gespräche über das Christentum führte, 
  wurde er messianischer Jude und arbeitete für messianisch-jüdische 
  Gemeinden in der Ukraine. Seit 1995 lebt er in Berlin. Er ist ordinierter 
  messianischer Rabbiner. Er leitet das Werk Beit Sar Shalom, das in 17 
  deutschen Städten vertreten ist und einem Partnerwerk angehört, das in 
  13 Ländern arbeitet. Pikman beschrieb zunächst den Sabbat-Gottesdienst: 
  er werde mit Torarolle zu etwa 50 % nach synagogaler Liturgie gefeiert 
  und enthalte Predigt und freien Lobpreis, Gebet und Lieder, insgesamt drei 
  Stunden lang. Die Gottesdienste, in denen deutsch, hebräisch und russisch 
  gesprochen werde („alles wird übersetzt!“), könnten online mit verfolgt 
  werden. Gemeinsames Essen und ein Nachmittagsprogramm schließen sich 
  an. Es nehmen etwa 250 Menschen teil, von denen die meisten vom 
  Atheismus bzw. einem „liberalen“ Judentum in Berlin „zum Glauben 
  gekommen“ seien. Auch Nichtjuden nähmen teil, doch Mitglieder müssten 
  „wie Rut in der Bibel“ sein, d. h. sich dem Volk Israel anschließen. Vorbild 
  sei die Gemeinde ersten Jünger, die mit anderen Juden, Proselyten und so 
  genannten Gottesfürchtigen in die Synagogen gegangen seien. Solche 
  „Gottesfürchtigen“ seien die Basis für heutige Gemeinden. Die Taufe finde 
  in der Mikwe (Tauchbad) statt, die Beschneidung werde nur auf Wunsch 
  vollzogen. Der Siddur (jüdisches Gebetbuch) und der Talmud seien 
  akzeptiert, aber nicht autoritativ. Bedeutender sei das Neue Testament, 
  das als inspiriert in einer ungetrennten Einheit mit dem Alten Testament 
  gesehen und für viel jüdischer als das Alte Testament gehalten wird. 
  Kritisch gesehen werden z. B. das jüdische Jiskor-Gebet und talmudische 
  Stellen über Jesus. Pikman bezeichnete das berühmte Zitat Franz 
  Rosenzweigs, Juden seien bereits beim Vater, als Wunschdenken. Zum Jude 
  sein müsse die Umkehr hinzukommen. Messianische Juden sollten die 
  „biblische Kaschrut“ (Speisegebote) einhalten, Sabbate und Feiertage 
  feiern, die Einheit der Gemeinde wahren, Beschneidung der Kinder und 
  Bar- bzw. Bat-Mitzwa (der Konfirmation vergleichbarer Ritus) praktizieren. 
  Das Gebet Jesu, das Vaterunser, hat als inhaltlich jüdisches Gebet zentrale 
  Bedeutung. Im Beit Sar Shalom feiere man einmal im Jahr das Abendmahl, 
  am Sederabend. Über sich selbst berichtet Wladimir Pikman, er habe eine 
  gute akademisch-theologische Ausbildung zum Diplomtheologen (Master of 
  Theology) in den USA erhalten, Hebräischkenntnisse erworben. In der 
  Gemeinde wirke er auch als Lehrer. Er plane eine messianisch-jüdische 
  Akademie, um mehr Ordnung in die chaotischen Verhältnisse 
  messianischer Gemeinden zu bringen. Und um die Isolierung zu 
  überwinden, in der er die messianisch-jüdische Bewegung aus 
  verschiedenen Gründen sieht: wegen des christlich-jüdischen Dialogs, 
  wegen der Gleichgültigkeit vieler Christen, wegen des Antijudaismus im 
  Christentum. Erstmals sei die Bewegung 2010 in München auf einem 
  Kirchentag vertreten. Wladimir Pikmans Vision für 2030: falls Jesus säumig 
  sein sollte, hoffe er auf starke, gut organisierte messianisch-jüdische 
  Gemeinden mit guter Ausbildung, Öffentlichkeitsarbeit und Kontakten zu 
  vielen Menschen aus allen Völkern. In Berlin sieht er Beit Schomer Jisrael 
  als neunte Synagoge (neben den Synagogen der Einheitsgemeinde). 
  Mitglieder, die eine jüdische Mutter haben, könnten zugleich Mitglied der 
  jüdischen Gemeinde sein. Die messianisch-jüdische Bewegung sei keine 
  dritte Religion zwischen Judentum und Christentum, sondern der Ort, an 
  dem sich diese beiden treffen. Heute seien die Verhältnisse anders als im 
  1. Jahrhundert, aber: „Wir sind da, wo die Kirche einmal war und das 
  Judentum einmal sein wohin und die Kirche zurückkehren soll.“ Ein 
  Erlösungsvermittler habe zur vielfältigen antiken jüdischen Geisteswelt und 
  Tradition gehört. Seine Bestreitung sei eine relativ neue Entwicklung, 
  begründet in der Auseinanderentwicklung von Judentum und Christentum 
  lange nach der Zeit des Neuen Testaments. Inwiefern hat sich die Kirche 
  von ihren jüdischen Wurzeln entfernt? Man müsse das Abendmahl 
  zusammen mit Pessach und die Taufe zusammen mit der Mikwe sehen. 
  Jesus als Christus gehe nicht ohne Jesus als Messias Israels. Auch die 
  Trinität sei aus jüdischen Wurzeln zu verstehen. Pikman versteht seine 
  Bewegung auf dem Weg zu einem zweiten Apostelkonzil (vgl. das erste 
  Apostelkonzil in Apostelgeschichte 15).
  Die Homepage:
  http://www.beitsarshalom.org/de/index.php
  „Die ganze Bibel zu Wort kommen lassen“ – das neue KLAK-
  Perikopenmodell
  Die KLAK gab folgende Presseerklärung heraus:“Die Konferenz 
  Landeskirchlicher Arbeitskreise Christen und Juden (KLAK) hat am Montag, 
  25. Januar 2010, im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Berlin ihren Vorschlag für 
  eine veränderte Perikopenordnung vorgestellt. Perikopen sind die 
  Bibeltexte, die im evangelischen Gottesdienst zur Lesung und Predigt 
  vorgesehen sind. Der Vorschlag versteht sich als ein Beitrag zur Diskussion 
  um eine mögliche Perikopenrevision im Bereich der evangelischen Kirchen 
  in Deutschland. Unter dem Titel „Die ganze Bibel zu Wort kommen lassen“ 
  bewahrt das von der KLAK Christen und Juden vorgestellte Modell den 
  teilweise seit Jahrhunderten geprägten Charakter der Sonn- und Feiertage 
  im Kirchenjahr und nimmt in aller Regel die so genannten altkirchlichen 
  Perikopen zur Grundlage, erhöht aber dabei die Anzahl alttestamentlicher 
  Texte signifikant. Jedem Sonn- und Feiertag des Kirchenjahres werden 
  Texte aus drei alttestamentlichen und zwei neutestamentlichen 
  Textgruppen zugeordnet (Tora, Propheten, Schriften, Evangelien und 
  Briefen), um so die Fülle und Vielfalt biblischer Texte im Gottesdienst zu 
  Gehör zu bringen. Manch vergessener Text könnte hier wieder ins 
  Bewusstsein der Gottesdienstbesucher/innen gerückt werden: die Sprüche 
  und das Hohelied Salomos, Hiob, die Bücher Ester und Ruth, die Prophetin 
  Debora oder die Töchter Zelofhads. Das Perikopenmodell ist in 
  übersichtlicher Form einzusehen oder zu bestellen unter www.klak.org.“
  Michael Volkmann in Ölbaum Nr. 44/2010